IntroductionTheodor Fontane was a German writer of the 19th century, born 1819 and died 1898.
In 1862-1889, he published the five-volume
Wanderungen durch die Mark Brandenburg, in which he recounted what he was able to find on the events of November 6, 1730. He was obviously not an eyewitness nor knew any of the parties involved, but, being dissatisfied with the more popular and error-ridden accounts by Wilhelmine and Pöllnitz, he examined the sources of eyewitnesses instead.
In particular, he transcribes two letters from people who were present at and closely involved in the execution. One is a letter from Major von Schack, who accompanied Katte from Berlin to Küstrin, was in charge of arranging his execution, and was present at the beheading. The other is a letter from the garrison preacher Besser at Küstrin, who offered Katte religious comfort during his stay there and accompanied him from his cell to his place of execution, and likewise witnessed the beheading.
He gives no dates indicating how long after the events these letters were written, but since the recipient of one (Dubislav Gneomar von Natzmer) died in 1739, the upper bound is one decade. I do not know whether either or both of these letters are still extant, so I am relying on Fontane's transcription.
The original text is taken from this
web page, and the translation a collaborative effort between me and Google Translate.
The source of footnote 49, with Katte and Friedrich's final exchange, is unclear to me, whether it's in the original letter or some other, unspecified, source. The "Katte" spelling, though, makes me think it's Fontane using a different source, though admittedly we don't have Besser's spelling of Katte's name in the excerpt provided by Fontane.
TextDer nächste Morgen war für die Hinrichtung bestimmt. Eine Relation des Majors von Schack, die derselbe dienstlich an den Feldmarschall von Natzmer richtete, enthält eine genaue Schilderung aller Vorgänge von dem Augenblick an, wo Katte am 5. nachmittags am Küstriner Tore eintraf. Es ist aus dieser Relation, daß ich nachstehendes entnehme.
»... Als wir um 2 Uhr«, so schreibt v. Schack, »an das Thor kamen, fanden wir daselbst den Commandanten. Er hielt uns an und ließ uns aussteigen. Danach nahm er den seligen Herrn von Katt bei der Hand und führte ihn die Treppe zum Wall hinauf, allwo über dem Thor« (es ist das Tor zwischen Bastion König und Bastion Königin; vgl. die Festungsskizze) »eine Stube mit zwei Betten, eines für Katt und das andere für den Feldprediger präpariret war. Der Commandant sagte mir danach, daß wir den Herrn v. Katt auch an dieser Stelle noch in Verwahrung zu halten hätten, und zeigte mir die Punkte, wo unsre Posten am besten auszusetzen wären. Gleicherzeit wies er mir die Königliche Ordre, aus der ich ersah, daß die Hinrichtung am andern Morgen um sieben Uhr stattfinden und mein ganzes Commando (aber zu Fuß) den Herrn v. Katt in einen durch 150 Mann von der Küstriner Garnison zu bildenden Kreis hineinführen solle.
Als ich alles dieses erfahren, ging ich zu dem seligen Herrn von Katt, nicht ohne Wehmuth und Betrübniß des Herzens, und sagte ihm, ›daß sein Ende näher sei, als er vielleicht vermuthe‹. Er fragte auch unerschrocken, ›wann und um welche Zeit?‹ Da ich ihm solches hinterbracht, antwortete er mir: ›es ist mir lieb; je eher je lieber‹.
Darauf hat ihm der Gouverneur v. Lepel Essen, Wein und Bier geschickt, wovon er auch gegessen und getrunken.
Etwas später schickte der Herr Präsident von Münchow auch Essen und ungarischen Wein, wovon er auch genossen. Dann aber nahm unser Feldprediger Müller den dasigen Garnisonprediger Besser mit zur Hülfe und blieb in beständiger Arbeit mit ihm. Von 8 bis 9 Uhr war ich mit den anderen Offiziers bey ihm, und wir sangen und beteten mit. Weil aber die Prediger gern mit ihm allein sein wollten, gingen wir weg. Um 10 Uhr ließ man ihm Kaffee machen, davon er nachgehends drey Tassen getrunken; meinen Kerl (Burschen) ließ ich die ganze Nacht bey ihm, ihm an die Hand zu gehen.
Um 11 Uhr ging ich wieder zu ihm; ich konnte nicht schlafen; aber wenn ich noch so bekümmert und beängstet war, und sah ihn nur, so richtete und munterte seine Standhaftigkeit mich wieder auf. Und ich betete und sang mit bis um 1 Uhr morgens. Von 2 bis 3 Uhr sah man an der Couleur des Gesichts wohl einen harten Kampf des Fleisches und Blutes. Um diese Zeit hat der Prediger ihn gebeten, sich ein wenig aufs Bette zu legen, um für sein Gemüth neue Kräfte zu erlangen, welches er auch gethan, und von 3 bis 5 Uhr geschlafen, wo ihn das Ablösen des Postens aufgewecket. Darauf er communiciret. Wie das vorbey, ging ich wieder zu ihm. Da sagte er mir, sein Zeug, so er bey sich hätte, sollte mein Kerl haben, seine Bibel schenkte er dem Corporal, welcher sehr fleißig mit ihm gesungen und gebetet, insonderheit das oben benannte Lied, so oft er ohne den Prediger allein gewesen.
Wie kurz vor 7 das Commando der Gens d'Armes da war, fragte er mich: ›Ob es Zeit wäre?‹ Wie ich solches mit Ja beantwortet, nahm er Abschied von mir, gieng hinaus, und das Commando nahm ihn in die Mitte; der eine Prediger ging zur Rechten, der andre zur Linken, und beteten und sprachen ihm immer vor. Er gieng ganz frey und munter, den Hut unter dem Arm, nicht gezwungen noch affektirt, sondern ganz naturell weg.
Er war ein Paar hundert Schritte längs dem Wall geführet, und waren die Zugänge des Walls militairisch besetzt, so daß wenig Menschen oben waren. Im Kreise ward ihm nochmals die Sentenz vorgelesen, ich kann aber hoch versichern, daß ich vor Betrübniß nichts gehöret habe, und wußt' auch nicht drey Worte zusammen zu bringen. Bei Vorlesung der Sentenz stund er ganz frey; wie solches vorbey, fragte er nach den Offiziers von den Gens d'Armes, gieng ihnen entgegen und nahm Abschied. Hernach ward er eingesegnet. Darauf gab er die Peruque an meinen Kerl, der ihm eine Mütze darreichte, ließ sich den Rock ausziehen und die Halsbinde aufmachen, riß sich selbst das Hemd herunter, ganz frey und munter, als wenn er sich sonsten zu einer serieusen Affaire präpariren sollen, gieng hin, knieete auf den Sand nieder, rückte sich die Mütze in die Augen und fing laut selbst an zu beten: ›Herr Jesu! Dir leb' ich‹ usw. Weil er aber meinem Kerl gesagt, er sollt' ihm die Augen verbinden, sich aber hernach resolviret, die Mütze in die Augen zu ziehen, so wollte der Kerl, der schrecklich consterniret, ihm immer noch die Augen verbinden, bis von Katt ihm mit der Hand winkte und den Kopf schüttelte.
Darauf fing er nochmalen an zu beten: ›Herr Jesu!‹ welches noch nicht aus war, so flog der Kopf weg, welchen mein Kerl aufnahm, und wieder an seinen Ort setzte.
Seine Présence d'Esprit bis auf die letzte Minute kann nicht genug admiriren. Seine Standhaftigkeit und Unerschrockenheit werde mein Tage nicht vergessen, und durch seine Zubereitung zum Tode habe vieles gelernet, so noch weniger zu vergessen wünsche.«
Außer dieser Relation des Majors von Schack liegt auch ein Bericht des Garnisonpredigers Besser vor, der, wie vorerwähnt, in Assistenz des Feldpredigers Müller, den von Katte auf seinem letzten Gange begleitete. Auf die Angaben dieser beiden »Augenzeugen« (von Schack und Besser) werden wir auch in der Folge bei Lösung schwebender Fragen in allen Hauptpunkten angewiesen sein. Alles andere steht erst in zweiter Reihe. Hier zunächst der Schluß des Besserschen Berichts im Wortlaut
»... So trat er seinen letzten Gang zum Vater an mit solcher freimüthigen Herzhaftigkeit, die jeder bewundern mußte. Seine Augen waren meistens zu Gott gerichtet, und wir erhielten sein Herz unterwegens immer himmelwärts durch Vorhaltung der Exempel solcher, die im Herrn verschieden, als des Sohnes Gottes selbst und des Sankt Stephanus, wie auch des Schächers am Kreuz, bis wir uns unter solchen Reden dem hiesigen Schlosse näherten. An andern, die solchen Gang gehen, habe ich sonst wohl Alteration und Betrübniß ihrer Sinne gemerket, wenn sie dem entsetzlichen Gerichtsplatz nahe kamen, daß ihnen auch öfters der freudige Muth entfallen ist. Ich hatte daher auch meine Obacht, ob der Wohlselige auch etwa eine verborgene Hoffnung in seinem Herzen hege wegen Linderung seines auszustehenden Urtheils, wenn solche aber fehlschlagen möchte, daß ja nicht Kleinmüthigkeit und schüchterne Blödigkeit entstünden. Allein Gott sei gedanket, der ihn mit seinem Freudengeist in seiner letzten Stunde stärkte und unsträflich behielt. Er erblickte endlich nach langem sehnlichen Umhersehen seinen geliebtesten Jonathan, Ihro Königliche Hoheit den Kronprinzen am Fenster des Schlosses, von selbigem er mit höflichen und verbindlichen Worten in französischer Sprache Abschied nahm, mit nicht geringer Wehmuth.
49) Er hörte ferner seine abgefaßte Todessentenz durch den Herrn Geheimrath Gerbett unerschrocken vorlesen. Da solche geendiget, nahm er vollends Abschied von denen Herren Offiziers, besonders von dem v. Asseburg, v. Holzendorf und dem ganzen Kreise, empfing die letzte Absolution und die priesterliche Einsegnung mit großer Devotion, entkleidete sich selber bis aufs Hemd, entblößte sich den Hals, nahm seine Haartour vom Haupte, bedeckte sich mit einer weißen Mütze, welche er zuvor zu dem Ende bei sich gesteckt hatte, kniete nieder auf den Sandhaufen und rief: ›Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!‹ Und als er solcher Gestalt seine Seele in die Hände seines Vaters befohlen, ward das erlösete Haupt mit einem glücklich gerathenen Streich durch die Hand und Schwert des Scharfrichters Coblentz vom Leibe abgesondert; ein viertel auf acht Uhr, den 6 Nov. 1730. Dabei mir einfiel, was stehet 2. Macc. 7 Vers 40: ›Also ist auch dieser auch fein dahingestorben und hat allen seinen Trost auf Gott gestellet.‹ Ich nahm ferner nichts mehr wahr als einige Zuckungen des Körpers, so vom frischen Geblüt und Leben herrührten. Wenig zusammengelaufene Leute sah man außer dem Kreise, auf dem Walle und in denen Fenstern, und noch weniger von Extraktion waren zugegen, weil viele theils solches nicht gelaubet, theils nicht gewußt, theils es anzusehen Bedenken getragen.
Der Körper und Haupt ward mit einem schwarzen Tuch bedecket, bis er von denen besten und vornehmsten Bürgern dieser Stadt aufgehoben.
49: »Mon cher Katte«, rief ihm der Kronprinz zu, nachdem er ihm mit der Hand einen Kuß zugeworfen, »je vous demande mille pardons«. Worauf Katte mit Reverenz antwortete: »Point de pardon, mon prince; je meurs avec mille plaisirs pour vous.«
TranslationThe next morning was designated for execution. A missive of Major von Schack, which he directed to the field marshal von Natzmer, contains a precise description of all events from the moment when Katte arrived at the Küstrin gates on the afternoon of the 5th. It is from this missive that I take the following.
"... When at 2 o'clock," wrote v. Schack, "we came to the gate, we found the commandant there. He stopped us and let us out. Then he took Herr von Katt of blessed memory by the hand and led him up the stairs to the wall, where over the gate" (that's the gate between the König Bastion and Königin Bastion; see the fortress sketch) "a room with two beds, one for Katt and the other for the field preacher, was prepared. The commandant then told me that we still had to hold Herr von Katt in custody at this point and showed me the points where our posts would best be set up. At the same time he showed me the Royal Order, from which I saw that the execution would take place the next morning at seven o'clock, and that I should cause my entire command of 150 men of the Küstrin garrison, on foot, to encircle Herr von Katt.
"When I found out all of this, I went to the Herr von Katt of blessed memory, not without grief and sadness of the heart, and told him "that his end was nearer than he might think." He also fearlessly asked, 'When and at what time?' When I informed him, he replied to me: 'I'm glad; the sooner the better.'
"Governor von Lepel sent food, wine, and beer, which he ate and drank.
"A little later, President von Münchow also sent food and Hungarian wine, which he also enjoyed. But then our field preacher Müller took the garrison preacher Besser with him and stayed in constant attendance with him. I was with him, along with the other officers, from 8 p.m. to 9 p.m., and we sang and prayed. But because the preachers wanted to be alone with him, we left. At 10 o'clock he was allowed to make coffee, of which he drank three cups afterwards; I left my guy with him all night to help him.
"I went back to him at 11:00 pm; I could not sleep; but when I was so worried and stressed, and only saw him, his steadfastness cheered me up again. And I prayed and sang until 1 a.m. From 2 to 3 o'clock, you could see, in the color of his face, his flesh and blood putting up a hard fight. At this time the preacher asked him to lie down on the bed a little, to gain fresh strength for his mind. Which he did, and slept from 3 to 5 o'clock, when he was awakened by the changing of the guard. He communicated this. As before, I went back to him. Then he told me that the belongings that he had with him should be given to my guy. He gave his Bible to the corporal, who sang and prayed very diligently with him, especially the song mentioned above, as often as he was alone without the preacher.
"Since shortly before 7, the command force of the Gens d'Armes appeared, Katt asked me: 'Is it time?' Since I answered yes to this, he said goodbye to me, went out and the military guard put him in the middle; one preacher went to the right, the other to the left, and always prayed and spoke before him. He walked very freely and cheerfully, hat under his arm, not forced nor affected, but completely natural.
"It was a few hundred paces along the wall, and the entrances to the wall were occupied by military personnel, so that few people were up there. The sentence was read to him again in the circle, but I can assure you that I heard nothing from all the sadness, and could not put together three words. At the reading of the sentence he was quite free. When this was done, he asked after the officers from the Gens d'Armes, went to meet them, and said goodbye. Afterwards he was blessed. Then he gave his wig to my guy, who handed him a hat, took off his coat, and opened his neck band, and took off his shirt. Then very freely and cheerfully, as if he were about to prepare himself for a serious affair down, knelt down on the sand, put the cap on and began to pray aloud: 'Lord Jesus! I live with you,' etc. Because he told my guy to blindfold him, but resolved afterwards to pull his hat over his eyes, the guy who was in terrible consternation still wanted to blindfold him, until von Katt waved his hand and shook his head.
"Then he began to pray again: 'Lord Jesus!' He had not yet gotten this out, when the head flew away, which my guy picked up and put back in its place.
"His presence of mind to the last minute cannot be admired enough. His steadfastness and fearlessness will not be forgotten in my day, and through his preparations for death I have learned a lot, that would I want to forget even less."
In addition to this missive of Major von Schack, there is also a report by the garrison preacher Besser, who, as previously mentioned, assisted by the field preacher Müller, accompanied von Katte on his last walk. We will continue to rely on the information provided by these two "eyewitnesses" (from Schack and Besser) in the following when solving pending questions in all main points. Everything else is only in the second rank. Here is the end of the text of the Besser report:
"... So he began his last journey to the Father with such frank heartiness that everyone had to admire him. His eyes were mostly directed to God, and we always got his heart heavenward by providing different examples, such as the Son of God himself and Saint Stephen, as well as the thief on the cross, until with such speeches we approached the local castle. In other people who walk this path, I have often noticed an alteration in mood and sadness when they came close to the appalling execution place, such that they have often lost their joyful courage. I therefore kept an eye out for whether the deceased might also have held in his heart a secret hope of a relief from his impending doom, which, if it fails, then there is no shortage of faint-heartedness and mindless fear. Thanks be to God alone, who strengthened him with his spirit of joy in the last hour and kept it irreproachable. After a long, ardent look around, he finally saw his beloved Jonathan, Your Royal Highness the Crown Prince, at the window of the castle, to whom he said goodbye with polite and friendly words in French, with no less melancholy
49. He also fearlessly heard his drafted death essence read out by Herr Gerrath Gerbett. As it ended, he fully took leave of the officers, especially von Asseburg, von Holzendorf, and the whole circle. He received the last absolution and the priestly consecration with great devotion, stripped himself to the shirt, bared his neck, took his wig from his head, covered his head with a white cap, which he had brought along in preparation for the end, knelt on the pile of sand, and cried: 'Lord Jesus, take my spirit!' And when he commended his soul into the hands of his father, the redeemed head, by one lucky stroke by the hand and sword of the executioner Coblentz, became separated from the body; at a quarter to 8 am, November 6, 1730. Then 2. Macc. 7 verse 40 came to mind, which says: 'Thus he too died undefiled, putting all his trust in the Lord.' I also noticed nothing more than a few twitches of the body, which came from the fresh blood and life. Aside from the circle, few assembled people, on the wall and in the windows, saw, and even less of noble extraction were present, because many of them were not allowed to do so, some didn’t know about it, and others were concerned about watching.
"The body and head were covered with a black cloth until they were picked up by the best and most distinguished citizens of this city."
49: "Mon cher Katte", the Crown Prince called to him, after blowing him a kiss, "je vous demande mille pardons". To which Katte answered reverently: "Point de pardon, mon prince; je meurs avec mille plaisirs pour vous."